Um den Fortbestand des Werks in Düren und das dortige technische Know-how zu sichern, hat NEAPCO Deutschland vor dem Amtsgericht Aachen ein Eigenverwaltungsverfahren eingeleitet. Dr. Claus-Peter Kruth von AndresPartner wurde als Sachwalter bestellt. Die Ansprüche von rund 500 Beschäftigten an Löhnen und Gehältern sind über Insolvenzgeld bis August 2025 abgesichert. Der bis Dezember 2025 laufende Auftragsfertigungsvertrag bleibt bestehen. Diese Maßnahme bereitet den Weg für eine notwendige Umorientierung in Richtung E-Mobilität.
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NEAPCO initiiert Eigenverwaltung zur geordneten strategischen Fortführung und Restrukturierung
Im Zuge umfassender Analyse kurzfristiger Mitigationen und langfristiger Perspektiven reichte die Unternehmensführung bei Gericht den Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung ein. Das Amtsgericht Aachen stimmte zu und berief Dr. Claus-Peter Kruth von AndresPartner als vorläufigen Sachwalter. Durch diesen Schritt werden stabile Betriebsabläufe gewährleistet, finanzielle Verpflichtungen restrukturiert und regulatorische Rahmenbedingungen geschaffen, um gezielte Sanierungsstrategien umzusetzen und die Grundlagen für künftige Wachstumsinitiativen zu legen. Die Maßnahme stärkt Liquidität und interne Effizienz nachhaltig.
Ohne neuen Fünfjahresvertrag droht massive finanzielle Bürde Standort Düren
Rund eine Woche zuvor informierte die US-Muttergesellschaft darüber, dass sie den 2020 geschlossenen Fertigungsauftrag nicht um die vertraglich mögliche fünfjährige Verlängerung ausweiten werde. Dieser Auftrag bildet einen Großteil der Produktionsauslastung ab und sein Wegfall bedeutet einen direkten Einbruch der Umsatzbasis am Standort Düren. Infolgedessen müssen strategische Kostenoptimierungen eingeleitet, alternative Kundenquellen identifiziert und interne Kapazitäten flexibel umstrukturiert werden, um den Verlust auszugleichen. Dazu erfolgt kurzfristig eine Anpassung der Budgetplanung plus Vertriebsboost.
Kundenbeziehungen bei NEAPCO in Europa, Asien, Nordamerika bleiben stabil
Ausgenommen vom deutschen Eigenverwaltungsverfahren bleiben sämtliche internationale Standorte der NEAPCO Gruppe in Europa, Asien sowie Nordamerika. Für diese Unternehmensteile wurden keine Insolvenzanträge gestellt. Dadurch kann die Produktion ohne Auflagen oder Betriebsunterbrechungen weiterlaufen. Die vorhandenen globalen Liefer- und Vertriebsstrukturen werden vollständig aufrechterhalten, wodurch Kundenbeziehungen und Lieferketten weiterhin stabil bleiben. Alle Mitarbeiter dieser Einheiten profitieren von der gesicherten operativen Kontinuität und behalten ihre gewohnten Arbeitsabläufe und Qualitätsprozesse bei sowie jederzeit kontinuierliche Lieferfähigkeit.
Mit Eigenverwaltung Know-how und Werksstandort langfristig erhalten und gestärkt
Der Schritt in die Eigenverwaltung zielt darauf ab, das vorhandene Spezialwissen zu bewahren und die Produktivkapazitäten am Standort langfristig zu erhalten. Hierbei werden diejenigen Geschäftssegmente im Fokus stehen, die auch zukünftig wirtschaftliche Erträge sichern können. Begleitet wird dieser Prozess von erfahrenen Experten Frank Lamberty und Dr. Frank Kebekus, deren ausgewiesene Fachkompetenz im Bereich Sanierung sowie ihr Netzwerk entscheidend beitragen, den Transformationsprozess strukturiert und zielgerichtet voranzutreiben und Mitarbeiterperspektiven stärken, Investitionen sichern.
500 Mitarbeiter Düren erhalten abgesicherte Löhne bis August 2025
Die Überbrückungszahlungen aus dem Insolvenzgeld sichern Gehalts- und Lohnansprüche der circa 500 Mitarbeiter am Dürener Standort von Juli bis einschließlich August 2025 ab. Durch den bis Dezember 2025 geltenden Auftragsfertigungsvertrag bleibt die Auslastung stabil, sodass Personalkapazitäten verlässlich disponiert und Kosten kalkulierbar bleiben. Diese klare Zeitspanne unterstützt das Management bei Restrukturierungs- und Transformationsschritten, indem sie finanzielle Entlastung schafft und den Fortbestand des Werks über die nächsten anderthalb Jahre gewährleistet.
Dürener NEAPCO Werk liefert Antriebswellen und E-Mobilitätskomponenten seit 1968
Bereits seit 1968 betreibt die NEAPCO Europe GmbH, auch als NEAPCO Deutschland bekannt, in Düren eine hochmoderne Fertigungsanlage. Hier werden Kardanwellen, Halbwellen, Druckgusserzeugnisse und Differentiale in industrieller Serienproduktion für führende Automobilhersteller hergestellt. Parallel dazu fertigt das Unternehmen elektrische Zustellfahrzeuge, früher als StreetScooter vermarktet, im Auftrag. Die Kooperation mit e.Volution (ehemals B-ON) sorgt für effiziente Prozesse und unterstützt die Weiterentwicklung nachhaltiger Mobilitätslösungen. Damit trägt NEAPCO gezielt zur Transformation der Branche maßgeblich.
Transformation zu E-Mobilität verursacht Kundenverlust, Antriebssegment-Aufgabe kommenden Jahr geplant
Konkurrenzdruck im Segment der Antriebs- und Halbwellenprodukte hatte bei NEAPCO Deutschland über längere Zeit zu schrumpfenden Umsätzen und Margeneinbußen geführt. Vor diesem Hintergrund wurde beschlossen, diese Sparte im nächsten Geschäftsjahr zu zeitnah liquidieren, um finanzielle Stabilität zu fördern. Parallel dazu zog die strategische Hinwendung zur E-Mobilität den Wegfall diverser Stammkunden nach sich, wodurch die bisherige Produktions- und Erlösstruktur vor erheblichen Herausforderungen stand und eine systematische Neuausrichtung unumgänglich wurde, insbesondere operativ.
Eigenverwaltung festigt 80 Millionen Euro-Umsatz und ermöglicht strategische Neuausrichtung
NEAPCO Deutschland erzielte in den vergangenen Jahren einen stabilen Umsatz von rund 80 Millionen Euro, was die Produktionskraft am Standort Düren unterstreicht. Durch die beantragte Eigenverwaltung soll eine klare finanzielle Neuaufstellung erfolgen, die das operative Geschäft absichert. Gleichzeitig werden Restrukturierungsmaßnahmen eingeleitet, um Effizienzpotenziale zu heben und gesammeltes Know-how langfristig zu erhalten. Diese Vorgehensweise bietet die Grundlage, um notwendige strategische Anpassungen vorzunehmen und sich zukunftsorientiert weiterzuentwickeln. Kapazitäten anzupassen und Innovationen fördern.
Eigenverwaltung ermöglicht NEAPCO strategische Neuausrichtung und sichert nachhaltiges Unternehmenswachstum
Die Selbstverwaltung schafft bei NEAPCO Deutschland optimale Rahmenbedingungen für eine planmäßige Restrukturierung. Durch das Insolvenzgeld bleibt die Lohn- und Gehaltszahlung bis August 2025 garantiert, wodurch die Motivation und Qualität in der Produktion erhalten bleiben. Gleichzeitig werden alle betrieblichen Prozesse für die künftige Ausrichtung auf Elektromobilität geprüft und neu justiert. Dieser umfassende Ansatz sichert Know-how, stärkt die Wettbewerbsfähigkeit und bereitet das Unternehmen auf nachhaltige Investitionen und Wachstum in den kommenden Jahren vor.